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na_omis Blog

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Ich bin reich! Aber nicht laut TV.

Ich bin reich! Aber nicht laut TV. - Auswirkungen von Medienkonsum,eigene Beobachtung Bei Jemandem, wo ich zu Besuch war, fiel mir der Spruch auf:

„Die Fröhlichen sind die wahren Besitzer, denn die Welt gehört denen, die sich ihrer freuen.“ von Samuel Smiles

Nach dieser Definition sind Kinder reich, die wahren Besitzer, aber nur wenige Erwachsene unserer heutigen Zeit, unserer hiesigen Gesellschaft. Bedauerlich.
Sehr bezeichnend für die zugrunde liegende Ursache finde ich den Forenbeitrag von „Kind-Des“, der schrieb:


Verfasst von Kind-Des:
„Viele Menschen in Afrika haben angefangen erst zu leiden als sie gesehen haben in welcher Luxus die Europäer leben. Dabei war viele Menschen nicht bewusst, dass ihrer Lebensumstände als Armut zu bezeichnen ist, bis sie gesehen haben wie andere Leben. Dann haben Menschen angefangen nach diesem Reichtum (Made in West) zu suchen, mit der Hoffnung glücklich zu werden. Das ist eine Täuschung und ein Jagd nach Wind. Es gab schon Leid in Afrika, aber es war nie so hoch wie heute. Jeder will mehr haben und der Egoismus nimmt sein Platz und damit das Leid. Im Durchschnitt sind Menschen in Afrika immer zufriedener als in Europa (auch wenn es sich immer schnell ändert)
Leid hat nicht unbedingt mit materiellen Dingen zu tun (Geld allein macht nicht glücklich)...“


TV, Werbung, Internetwerbung, in Zeitschriften, Plakate, Radiosprüche, Filmszenen zeigen uns Dinge, die wir eigentlich nicht vermissten...bis, ja bis wir sie dort als Glücksbringer angepriesen bekamen. Hier wird ein Kern bedient, der als unguter Samen in jedem Menschen schon gelegt ist:
NEID, Missgunst.

Die Unzufriedenheit des Nicht-glücklich-sein-könnens ist künstlich gemacht, wird von der Wirtschaft bewusst gefördert.
Sonst hätten wir möglicherweise keinen Grund mehr, noch ein neueres Auto zu kaufen oder immer gute Schminke, Schmuck, Schuhe nach aktuellen Trends zu kaufen oder eben einen neuen TV in Übergröße etc.
Wo kämen wir denn dahin, wenn plötzlich das einfache Glück ausreichte und wir unseren enormen Überschuss an Ärmere abgeben würden wollen, weil uns das Teilen nämlich wissenschaftlich bewiesener Weise glücklich macht und wir uns am Wohl der anderen freuen würden!? Möglicher Weise würden dann weniger Flüchtlinge zu uns kommen müssen?! Möglicherweise wären die Menschen weniger krank, würden weniger Medizinpräparate verbrauchen, weniger konsumieren!?

Wenige Monate, nachdem ich bewusst auf TV verzichtete, kam das Gefühl auf, reicher weil glücklicher im Vergleich zum vorherigen Leben zu sein. Dabei hatte sich nichts weiter geändert. Ich hatte mehr Zeit, die Gedanken waren entspannter, ich nahm das, was ich auch zuvor liebte und wahrnahm, am Wegesrand noch viel bewusster und intensiver auf. Ich konnte alles voll genießen, denn es klangen im Hinterkopf keine Sprüche, die mir einredeten, dass doch Dieses oder Jenes besser sein könnte. Dass man sich hierfür oder dafür eigentlich schämen müsste. Dass man dieses oder das doch nicht tut. Dass das, was ich habe, wertloser ist als das, was ich nicht habe.
Freude ist ungetrübt, je weniger man von außen zugeflüstert bekommt, man müsse etwas haben, kaufen, tun oder lassen, um „noch“ glücklicher zu werden. Natürlich vermitteln die Mitmenschen diese Konsumsicht weiterhin; es wird aber IRRELEVANT, da diese Stimmen von außen und nicht mehr von innen kommen.

Glücklich...also mir reicht das völlig :-) Ich bin reich.
Beispielsweise freue ich mich über den gesunden Körper und muss nicht bangend beobachten, ob denn alles in der Norm ist oder dem Schönheitsideal von Film und Fernsehen entspricht.
Beispiel : Ich freue mich sehr über ein Grillfest, wenn ich eingeladen werde, selbst wenn ich dazu selber keinen Platz habe. Ich muss mich nicht ärgern oder schämen, etwas nicht wie die anderen zu haben (Wohnung, Auto, Kleidung, usw). Es ist doch dadurch „meins“, dass ich es genieße, daran TEILHABE. Dieses Erleben ist nicht besser, wenn es in meinem Garten wäre.

Etwas zu besitzen hebt mich ja per Konsum-Definition über die anderen, die das nicht besitzen und hat mich glücklicher zu machen.
Meistens beobachtet man aber in Zusammenhang mit Besitzen eher das Aufkommen von STOLZ.

Ziemlich alberne Sache, der Stolz auf Besitz, denn worauf will man denn bitte stolz sein?
-Stolz darauf, hier, in diesem überreichen Land geboren zu sein?
-Stolz, sich mit Geld etwas kaufen zu können, für das andernorts Menschen versklavt, gedemütigt oder vergiftet wurden und oder die Naturstoffe der Erde entrissen und diese geschändet zurück bleiben muss?
-Stolz auf ein Auto, das viel zu breit für die alten Straßen ist, das viel zu viel dreckigen Sprit verbraucht und beim Parken am Straßenrand in der Stadt den Fahrradweg blockiert?
-Stolz auf das TV, das mir noch besser die Bilder des zu Begehrenden ins Gehirn einbrennen kann und vor dessen Strahlungen Käfigvögel bei gesundem Zustand Reißaus nehmen?
-Stolz auf einen Urlaub in Ländern, wo die Bevölkerung mit Menschenrechtsverletzungen oder krankmachender Armut kämpft oder auf Südseeinseln, deren Untergang wir maßgeblich mitverschuldet haben?
-Stolz darauf, sich das Geld ja „verdient“ zu haben, indem ich eine absolut stupide Tätigkeit verrichte oder etwas, das der Ausbeutung der Erde oder der sich öffnenden Schere zwischen Reichen und Armen weiter hilft?
-Stolz, weil man ja so „hart“ dafür gearbeitet hat? Wer zwingt dich, etwa so, wie die Kinder auf Kakao-P oder Coltan-Plantagen (https://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/2008/09/853-kinderarbeit-auf-plantagen-in-malaysia/)?
-Stolz darauf, sich bestimmte Marken-Klamotten leisten zu können, damit jeder sieht, wie reich man sei, ohne dass es die eigene Persönlichkeit wirklich unterstreicht oder bequem ist?

Außen reich – innen ein armes, gehetztes Wesen, das ständig nach Mehr und Glücklicher hetzt, fehlgeleitet durch die Bilder, die unsere Gesellschaft vergöttert.

Wie reich war Jesus eigentlich?


Verfasst: 16.07.2018, 21:55 Uhr

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